herzhirn, bauchhirn ©annestosch samstag, 1. oktober 2022 und das ist noch lange nicht alles. unser bauchhirn (das ens - enterisches nervensystem) lässt sich wenig von unserem willen beeinflussen. so haben wir im mundraum und am rektum und anus noch eine bewusste kontrolle, im bereich dazwischen jedoch gar nicht. und doch ist unser gehirn im kopf, mit dem gehirn im bauch verbunden. die forschung hat festgestellt, dass ungefähr 90% der nervenverbindungen allerdings von „unten“ nach „oben“ verlaufen, obwohl wir immer dachten, dass es andersherum ja viel logischer wäre und der darm eben „nur“ ein befehlsempfänger unseres schlauen hirns sein kann. wir nehmen vieles gar nicht bewusst wahr, es sei denn, es handelt sich um alarmsignale wie übelkeit, durchfall, verstopfung oder schmerzen etc., trotzdem haben alle signale, die aus unserem bauch in unseren kopf gehen, eine ungeheure bedeutung. stress, angst und sorgen haben ein große auswirkung auf unser bauchhirn. kein wunder, wenn wir darum bei stress auch oft unter heißhunger, durchfall, blähungen oder verstopfung leiden. man geht sogar davon aus, dass menschen, die als säuglinge unter koliken und erhöhtem stress litten, als erwachsene sehr oft unter einem irritablem darm - dem reizdarm leiden. wir finden sogar auf mikroebene im darm gleiche substanzen und moleküle, die im kopfgehirn für erinnerung genutzt werden. das bedeutet, dass der darm diese stresszustände und koliken durchaus als erfahrung nutzt und zur bewertung von aktuellen situationen heranzieht. 40% von ibs-erkrankten (irritable bowel syndrom, ca 20% der deutschen bevölkerung) leiden, neusten studien zufolge, an angsterkrankungen und depressionen. das zeigt, dass die eine erkrankung nicht ohne die andere gesehen werden kann und wahrscheinlich ein nicht unerheblicher zusammenhang zwischen diesen beiden hirnen besteht. nun spielen nicht nur die neuronalen strukturen in unserem darm eine große rolle, sondern auch das mikrobiom. es wiegt in summe so viel wie unser kopfgehirn und besteht aus bakterien und pilzen, die mit uns und in uns leben. so spricht man nicht mehr nur von der sogenannten darm-hirn-achse, sondern sogar von der darm-mikrobiota-hirn-achse. ein komplexes eigenes ökosystem in uns. auch das thema der darmreinigung ist aus wissenschaftlicher sicht (weil streitbar) sehr interessant. aber das würde hier jetzt zu weit führen. vielleicht mal in einer weiteren ausgabe, oder? :-) mische ich sie und ziehe mit klopfendem herzen ein los. was mag das schicksal wohl für diesen nachmittag vorhersehen? was werde ich spielen? ich bin neugierig. langsam falte ich den kleinen zettel auseinander. auf dem zettel steht: „mit den barbies spielen“ ach mist, darauf hab ich gar keine lust! ich merke plötzlich und ganz instinktiv, so richtig aus dem bauch heraus, dass ich viel mehr lust habe, meine legosteine hervorzukramen und etwas damit zu bauen. und genau das mache ich dann auch. warum erzähle ich dir das? ich habe das als kind öfter gemacht: mir lose geschrieben, um mir entscheidungen abzunehmen oder zu erleichtern. und dabei habe ich mich selten an das los gehalten, das ich gezogen habe, sondern ich habe meist in genau dem moment ziemlich präzise gewusst, was ich eigentlich wollte. ich habe keine ahnung, wie ich auf diesen trick gekommen bin, mit dem ich meine grübeleien, die mir damals schon so manches mal im weg standen, ein schnippchen schlagen konnte. doch ich erinnere mich fast körperlich an den moment des groschens, der immer dann gefallen war, wenn auf dem los der „falsche“ vorschlag war. ich habe es mit dieser methode geschafft, das denken auszuschalten und auf meinen bauch zu hören. und auch heute mache ich das manchmal in einer ähnlichen art und weise. nein, ich schreibe mir keine lose, mail@annestosch.de www.annestosch.de 2